Die 500 Jahre alte Koranschule Medersa Ben Youssef in Marrakesch ist eine der bedeutendsten Sehenswürdigkeiten von Marokko.

Medersa Ben Youssef: die alte Koranschule

Die Koran­schule Medersa Ben Yous­sef ist aus kunst­his­to­ri­scher Sicht eine der wich­tigs­ten Sehens­wür­dig­kei­ten des Landes. Aber auch wer sich nicht für Kunst oder Geschichte inter­es­siert, sollte der Medersa einen Besuch abstat­ten, denn der Innen­hof mit dem Wasser­be­cken und das aufwen­dig deko­rierte Gebäude sind auf alle Fälle ein Augen­schmaus und hinter­las­sen blei­bende Impres­sio­nen. Neben dem Jardin Majo­relle und den Souks mit dem Jemaa el Fna ist die Koran­schule die größte Sehens­wür­dig­keit der roten Stadt.

Für den Besuch der Medersa sollte man mindes­tens eine Stunde einpla­nen, denn es wäre schade, die kunst­vol­len Deko­ra­tio­nen nur im Vorbei­ge­hen anzu­schauen. Wer in Ruhe alles anschauen will, sollte möglichst morgens zur Öffnungs­zeit parat stehen.

Das heraus­ste­chende Merk­mal der Koran­schule ist der groß­zü­gige Innen­hof mit dem Wasser­be­cken und dem umlie­gen­den Säulen­gang, deko­riert mit tradi­tio­nel­ler Handwerkskunst.

Eine der wichtigsten historischen Sehenswürdigkeiten in Marrakesch ist die Koranschule Medersa Ben Youssef mit dem Wasserbecken im Innenhof.

Wenn Sie sich unsi­cher sind, ob Sie lieber den Bahia Palast oder die Medersa besich­ti­gen sollen, würde ich für die Medersa plädie­ren. Kunst­his­to­risch gese­hen ist die Medersa das schö­nere Beispiel isla­mi­scher Archi­tek­tur und die Besich­ti­gung geht auch schnel­ler, denn die Medersa ist klei­ner, hat aber die schö­nere Gesamt­kom­po­si­tion zu bieten. Der Bahia-Palast hinge­gen bietet einen üppig bepflanz­ten Garten, der der Archi­tek­tur Konkur­renz macht.

Weitere histo­ri­sche Sehens­wür­dig­kei­ten stel­len wir in unse­rem Beitrag 10 kultu­relle High­lights vor.

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Die Medersa liegt in der nördlichen Medina

Der Eingang liegt ein wenig versteckt in den Gassen. Aller­dings wurde im Zuge der Reno­vie­rungs­ar­bei­ten der letz­ten Jahre auch die Umge­bung der Medersa aufpo­liert. Wenn Sie also in eine Gasse mit schi­cker Holz­ver­klei­dung und ordent­lich ausse­hen­dem Putz kommen, sind Sie auf dem rich­ti­gen Weg.

Vom Riad Selouane aus ist die Medersa zu Fuß in etwa 10 Minu­ten zu erreichen.

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Am Eingang zur Koran­schule kann man einen Guide enga­gie­ren. Leider wissen die marok­ka­ni­schen Führer nur wenig Wissens­wer­tes zu berich­ten, die meis­ten haben die Stan­dard­sätze auswen­dig gelernt und kein fundier­tes Wissen über die kunst­ge­schicht­li­che Bedeu­tung der Medersa.

Besser ist es, eine Führung mit einem lizen­zier­ten Guide vorab zu orga­ni­sie­ren. Die Lizenz in Marra­kesch erhal­ten nur fach­kun­dige Guides, die eine Ausbil­dung haben und eine Prüfung abge­legt haben.

Einen Besuch mit einem fach­kun­di­gen und lizen­zier­tem Guide können sie hier buchen: Eintritt und Besuch der Medersa mit Musta­pha Karraoui*.

Wer mehr wissen möchte, kann einen geführ­ten Stadt­rund­gang* buchen, bei dem auch die Medersa besich­tigt wird. Meist ist auf diesen Touren Inter­es­san­te­res zu erfah­ren als mit den Guides vor Ort.

Aufgrund der Über­set­zung aus dem Arabi­schen wird die Medersa Ben Yous­sef auch Ben Yous­sef Madrasa oder Madrassa genannt.

Geschichte der Medersa Ben Youssef

Die Dynas­tie der Almo­ra­vi­den, deren Ursprünge bei den Berbern im Hohen Atlas liegen, beherrschte im 12. Jh ein riesi­ges Reich, das von Spanien über Alge­rien bis zum heuti­gen Sene­gal reichte. 1062 grün­de­ten die Almo­ra­vi­den Marra­kesch, das sie zu ihrer Haupt­stadt machten.

Ali Ben Yous­sef, der zweite Almo­ra­vi­den-Sultan, erbaute die Ben Yous­sef Moschee, die 1120 fertig gestellt wurde. Er ließ auch die Stadt­mauer erbauen, die seit 1122 unver­än­dert die Stadt umschließt.

1147 erober­ten die Almo­ha­den die Stadt, zerstör­ten sie fast komplett und bauten sie als ihre Haupt­stadt wieder auf. 

1269 eroberte die Dynas­tie der Merini­den Marra­kesch und setzte der Herr­schaft der Almo­ha­den ein Ende. 

Die Merini­den woll­ten das Reich zu alter Größe zurück­füh­ren und verleg­ten die Haupt­stadt von Marra­kesch nach Fez. Um ihre Herr­schaft zu unter­mau­ern, ließen sie über­all im Land Koran­schu­len errich­ten. Aller­dings wurden die Merini­den im Zuge der Rück­erobe­rung Spani­ens durch die Euro­päer bedrängt und verlo­ren schließ­lich die Gebiete in Europa.

Sultan Abu al-Hasan, schät­zungs­weise 1299 gebo­ren, war der 7te Meriniden-Sultan.

Er wurde aufgrund seiner dunk­len Haut­farbe auch der „Schwarze Sultan“ genannt, denn seine Mutter war eine äthio­pi­sche Sklavin.

Er war für seinen Kunst­sinn bekannt und begann ca. 1350 mit dem Bau der Koran­schule neben der bereits vorhan­de­nen Ben-Yous­sef-Moschee, die der Koran­schule ihren Namen gab.

Ansicht des Innenhofs der Koranschule Medersa Ben Youssef mit dem Wasserbecken.

Von diesem frühen Gebäude ist aller­dings nichts mehr erhal­ten, denn schon in der Mitte des 16. Jhs wurde die Koran­schule komplett umgebaut.

Die Dynas­tie der Saadier, die ihre Herkunft auf den Prophe­ten Moham­med zurück­füh­ren konnte, war weni­ger darauf ange­wie­sen, durch Koran­schu­len ihre Legi­ti­ma­tion der Herr­schaft zu unter­strei­chen. Trotz­dem erbau­ten sie in Marra­kesch, dass sie zu ihrer Haupt­stadt mach­ten, eine neue Koran­schule an Stelle der bereits vorhandenen. 

Der Saadier-Sultan Abdal­lah al-Ghalib, gebo­ren 1517, ließ vermut­lich kurz nach seiner Macht­über­nahme mit dem Umbau der Medersa begin­nen. Laut einer Inschrift waren die Arbei­ten im Jahr 1565 abge­schlos­sen. Die im merini­di­schen Stil fertig gestellte Medersa Ben Yous­sef war die größte Koran­schule des Maghreb und konnte bis zu 800 Schü­ler beherbergen. 

Die Medersa war bis ins 18. Jh in Betrieb und wurde schließ­lich geschlos­sen und verlassen. 

Im 19. Jh wurde sie vom Alaoui­ten-Sultan Moulay Hassan I reno­viert und wieder als isla­mi­sche Schule eröff­net. Darauf­hin war die Koran­schule bis 1960 in Betrieb, bevor sie als Natio­na­les Monu­ment für den Touris­mus frei­ge­ge­ben wurde.

2017 wurde die Medersa Ben Yous­sef vom marok­ka­ni­schen Staat über­nom­men und 2022 nach vier­jäh­ri­ger Restau­rie­rung wieder für das Publi­kum geöffnet.

Kunsthistorische Bedeutung

Die Medersa Ben Yous­sef ist eines der wich­tigs­ten Monu­mente Marok­kos. Die außer­ge­wöhn­lich gut erhal­tene Koran­schule besticht durch reiche Orna­men­tik, kunst­volle Flie­sen­mo­sai­ken und verzier­tes Schnitzwerk.

Islamische Stuckdekorationen und Fliesen-Mosaike im Innenhof der Medersa Ben Youssef Marrakesch.

Der Stil ist an die merini­di­schen Meder­sen ange­lehnt, obwohl die Medersa zu Zeiten der Saadier gebaut wurde.

Gerade im Vergleich zu den mauri­schen Bauten in Spanien ist die Medersa in weiten Teilen im Origi­nal­zu­stand erhal­ten und bietet ein umfas­sen­des Gesamt­bild isla­mi­scher Architektur.

Die fili­gra­nen Arbei­ten zeugen von einer unge­heu­ren Finger­fer­tig­keit der marok­ka­ni­schen Kunsthandwerker.

Die Architektur

Der Grund­riss der Medersa umfasst ca. 40 x 43 m, was eine Grund­flä­che von ca. 1700 Quadrat­me­ter ergibt.

Die Räum­lich­kei­ten grup­pie­ren sich um einen groß­zü­gi­gen Innen­hof mit einem flachen Wasser­be­cken. Zu beiden Seiten schlie­ßen sich die Schlaf­räume an, die jedoch keinen direk­ten Zugang zum Innen­hof haben.

Die Schlaf­räume sind um insge­samt 6 Innen­höfe grup­piert, die Licht spen­den. Die Schlaf­räume sind unter­schied­lich groß.

Grundriss Medersa Ben Youssef Marrakesch.
Grund­riss Erdgeschoss

Die eine Stirn­seite besteht aus dem Eingang und einem Trep­pen­haus, die andere Stirn­seite beher­bergt den Gebets­raum. Die ganze Anlage ist symme­trisch angeordnet.

Der Innen­hof ist reich mit Flie­sen, Stuck und Holz­schnit­ze­reien verziert, während die Schlaf­räume schlicht und einfach sind. Der Gebets­raum ist mit Stuck und Marmor verziert und weist eine gewal­tige hölzerne Kuppel auf.

Der Eingang

Marokkanisches Dekor auf der mit Metall beschlagenen Eingangstür der Medersa Ben Youssef, der alten Koranschule in Marrakesch.

Man betritt die Medersa durch ein beein­dru­cken­des Bronze-Tor in einer ruhi­gen Gasse. Das Tor hat gigan­ti­sche Ausmasse. Nur zu leicht über­sieht man es, wenn am Eingang viel los sein sollte.

Das massive Tor ist mit geome­tri­schen Mustern und fein zise­lier­ten Orna­men­ten geschmückt. 

Die Inschrift über dem Tor preist Sultan Abdal­lah als Erbauer der Medersa.

Nach dem Entrich­ten des Eintritts­prei­ses geht man durch einen Gang zum zentra­len Trep­pen­haus. Dieser lange Gang ist ein wich­ti­ges Element in der isla­mi­schen Archi­tek­tur, denn er soll den Besu­cher in Demut verset­zen und dann ein Aha-Erleb­nis bei Errei­chen des eigent­li­chen Gebäu­des hervorrufen.

Und es funk­tio­niert: Der Gang endet in einem Raum mit Trep­pen und einem großen Tor in den Innen­hof – und der Anblick des Innen­hofs ist wahr­lich ein Aha-Erlebnis!

Der Innenhof

Der erste Anblick verschlägt einem aufgrund der üppig deko­rier­ten Wände schier den Atem. Hier fühlt man sich wahr­haf­tig in der Zeit zurück­ver­setzt. Die trubelige Medina ist aussen vor geblie­ben und sofort verges­sen, auch heute noch strahlt der Innen­hof eine fast medi­ta­tive Ruhe aus.

medersa ben youssef marrakesch 01

In das ca. 3x7 m große Wasser­be­cken, das mit bunten marok­ka­ni­schen Flie­sen ausge­klei­det ist, spru­deln zwei kleine Wasser­speier. Der Innen­hof ist mit weißem Marmor aus dem Hohen Atlas gefliest.

Die Wände sind im unte­ren Bereich mit Flie­sen­mo­sai­ken belegt, darüber ist beinahe jede freie Fläche mit kunst­vol­len Stuck­ar­bei­ten verziert. Den Abschluss bilden pracht­volle Holz­schnit­ze­reien, die bis zu den Dach­bal­ken reichen.

Ein Säulen­um­gang spen­det kühlen Schat­ten. Die arabi­schen Inschrif­ten zeigen Verse aus dem Koran.

Der Gebetsraum

Auf der südli­chen Seite befin­det sich der Gebets­raum, der nicht betre­ten werden kann.

Die Gebetshalle der Koranschule Ben Youssef Madrasa in Marrakesch.

Große Säulen tren­nen den Raum in drei Teile.

Eine mäch­tige Kuppel aus Zedern­holz über­spannt den Haupt­raum, darun­ter hängt ein beein­dru­cken­der Leuch­ter aus Bronze.

Unter der Kuppel finden sich 24 Fens­ter mit buntem Glas­mo­saik, die je nach Sonnen­stand bunte Flecken in die Gebets­halle zaubern.

Mitten im Raum steht ein verzier­tes Marmor­be­cken, das als Wasch­be­cken diente. Gefer­tigt um das Jahr 1000 in Cordoba, kam es nach dem Verlust der spani­schen Gebiete im 13. Jh. nach Marokko und wurde seit­her in der Medersa Ben Yous­sef genutzt.

Nach dem Ende der Lehr­tä­tig­keit stand es lange Jahre im Dar Si Said Museum und kam erst im Zuge der letz­ten Reno­vie­rungs­ar­bei­ten wieder in die Koran­schule zurück.

Die Nische hinter dem Bassin, mihrab genannt, zeigt die Himmels­rich­tung für das Gebet an.

Sie ist mit beson­ders schö­nem Stuck verziert.

Korans­uren zieren die Wand über der Nische.

Marmorbecken im Gebetsraum der Ben Youssef Madrasa in Marrakesch.

Der Marmor der weißen Säulen stammt aus Italien. Carrara-Marmor war schon damals welt­be­rühmt und wurde in weite Teile der Welt verkauft.

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Riad Selouane Marrakesch: Blick in den Innenhof und über die Dächer zur Ben-Youssef-Moschee

Das Kunsthandwerk

Das ganze Gebäude ist viel zu aufwen­dig deko­riert, um mit einem kurzen Blick alles zu erfas­sen. Lassen Sie sich Zeit und bewun­dern Sie die kunst­fer­ti­gen Mosai­ken, Stuck­re­li­efs und Schnit­ze­reien. Solch ein Meis­ter­werk mauri­scher Baukunst gibt es nicht oft zu sehen!

Was müssen die dama­li­gen Hand­wer­ker für Künst­ler gewe­sen sein, um mit dieser Akku­ra­tesse und Fein­heit die Flie­sen zu behauen, den Gips zu model­lie­ren oder die Balken zu verzie­ren. Und das alles ohne moderne Hilfsmittel! 

Immer­hin muss man sich vor Augen führen, dass der Groß­teil der hier zu bestau­nen­den Deko­ra­tio­nen fast 500 Jahre alt ist!

Islamische Stuckverzierungen in der Medersa Ben Youssef.
Islamische Stuckverzierungen in der Medersa Ben Youssef.
Islamische Stuckverzierungen in der Medersa Ben Youssef.

Die fein gear­bei­te­ten Reli­efs aus Stuck werden mit klei­nen Messern in den feuch­ten Putz geschnitzt. Wer genau hinsieht, kann die Grenze des so genann­ten Tagwerks entde­cken – das ist der Bereich, den der Künst­ler an einem Tag fertig gestellt hat, bevor er am nächs­ten Tag neuen Putz aufge­tra­gen hat.

Der Stuck hat eine leicht rosa Farbe, da er aus dem Bereich Asni in der Nähe von Marra­kesch stammt. Um in weis­ser zu machen, wurde Marmor­pu­der dazu gemischt.

Mosaik aus marokkanischen Zellige-Fliesen in der Koranschule Ben Youssef in Marrakesch.
Mosaik aus marokkanischen Zellige-Fliesen in der Koranschule Ben Youssef in Marrakesch.

Auch heute noch finden sich unter den marok­ka­ni­schen Hand­wer­kern Meis­ter ihres Fachs und ich bin immer wieder begeis­tert, mit welcher Finger­fer­tig­keit tradi­tio­nelle Arbeits­wei­sen noch heute ange­wandt werden.

Die glasier­ten Flie­sen werden Zellige genannt und von Hand mit einem klei­nen Hammer in die passende Form gehauen. Die Muster sind tradi­tio­nell und werden noch heute genau so herge­stellt. Die Hand­wer­ker wissen genau, welche Form die Flie­sen haben müssen, um hinter­her auch kompli­zier­teste Muster abzu­bil­den und es ist unglaub­lich, mit welcher Präzi­sion sie die Flie­sen behauen können.

Bemalte und geschnitzte Decke. Medersa Ben Youssef Marrakesch.
Bemalte Dachbalken in der Holzbalkendecke der Medersa Ben Youssef.

Die Decken und Decken­bal­ken sind mit einer Mischung aus Relief und Male­rei verziert. Obwohl sie in vielen Metern Höhe ange­bracht sind, wurde nicht am Detail­reich­tum gespart. Man wünscht sich fast ein Fern­glas, um alles genau betrach­ten zu können!

Geschnitzte und bemalte Dachbalken in der Medersa Ben Youssef sind ein eindrucksvolles Beispiel marokkanischen Kunsthandwerks.

Das verwen­dete Holz für die Schnit­ze­reien und Dach­bal­ken stammt von den Zedern des Mitt­le­ren Atlas.

Wer im Innen­hof den Blick nach oben rich­tet, kann in den Ecken des Innen­hofs schöne isla­mi­sche Gewölbe entdecken.

Diese muqar­nas, sog. Stalak­ti­ten-Gewölbe sind typisch für die isla­mi­sche Archi­tek­tur und kompli­ziert anzufertigen.

Die Nebenräume

So reich­hal­tig der Innen­hof der Medersa auch ausge­schmückt ist, so karg sind die Neben­räume. Fast aske­tisch wirken die klei­nen Zellen, in denen die Koran­stu­den­ten unter­ge­bracht waren.

Die Unterkünfte der Schüler

In den Seiten­flü­geln sind sowohl im Erdge­schoss als auch im Ober­ge­schoss die Räum­lich­kei­ten für die Schü­ler unter­ge­bracht. Lange Flure führen zu klei­nen Licht­hö­fen, um die kleine, karge Zellen ange­ord­net sind.

Blick in den Flur im Innenbereich der Medersa Ben Youssef.
Lichthof in der alten Koranschule in Marrakesch: Medersa Ben Youssef.

Insge­samt gibt es 130 solcher Zellen. Manche der Zellen sind zwei­stö­ckig, manche haben Fens­ter und alle waren anschei­nend von mehre­ren Studen­ten bewohnt.

Die Medersa Ben Youssef in Marrakesch ist eine interessante Koranschule und gehört zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten der Stadt. Blick in eine Zelle, in der Schüler untergebracht waren.

Die Zellen sind zweck­mä­ßig, klein und bieten wenig Platz für Möblie­rung. Viel mehr außer einer Schlaf­ge­le­gen­heit kann in den Zellen nicht Platz gefun­den haben.

Von eini­gen Zellen bietet sich ein schö­ner Blick in den Innenhof.

Einige der groß­zü­gi­ge­ren Zellen waren anschei­nend den Lehrern vorbehalten.

Der Waschraum

Im östli­chen Flügel findet sich im Erdge­schoss die alte Bade­an­lage, heute passen­der­weise als Toilet­ten­an­lage genutzt.

Selbst wer das Stille Örtchen nicht aufsu­chen muss, sollte einen Blick hinein werfen.

4 schöne Säulen umschlie­ßen ein Wasser­be­cken in der Mitte und man kann sich gut vorstel­len, wie sich die Studen­ten hier früher gewa­schen haben.

Die Waschanlage in der Medersa Ben Youssef.

Die Koranschule

Die Medersa ist gar nicht die eigent­li­che Schule, sondern nur das Wohn­heim der Koran­schule. Die Studen­ten, die nicht aus Marra­kesch stamm­ten, konn­ten hier wohnen, um in der nahen Ben Yous­sef Moschee unter­rich­tet zu werden.

Die Moscheen waren die eigent­li­chen Lehr­stät­ten und auch die Sultans­pa­läste wurden für Lehr­ver­an­stal­tun­gen genutzt.

medersa ben youssef marrakesch 05

Gelehrt wurde isla­mi­sche Theo­lo­gie und isla­mi­sche Rechts­wis­sen­schaf­ten. Angeb­lich sollen über 800 Studen­ten an der Koran­schule studiert haben.

Ein Schü­ler der Koran­schule wurde als taleb bezeich­net. Wört­lich der Suchende, bezeich­nete dieser Ausdruck einen Studen­ten der Religionswissenschaft.

Die Medersa nahm vor allem Jungen aus den Berei­chen des Hohen Atlas und der Gebiete südlich davon auf. Meist hatten sie bereits ab dem 7ten Lebens­jahr den Koran auswen­dig gelernt. Dazu kam die arabi­sche Spra­che, denn die Menschen in den Berg­re­gio­nen sind Berber und spre­chen daher kein arabisch, sondern berberisch.

Mit 10 Jahren war die Grund­aus­bil­dung in ihren Dörfern abge­schlos­sen. Wer weiter lernen wollte, wurde in den größe­ren Orten in spezi­el­len Schu­len unter­rich­tet. Die Ausbil­dung umfasste Gram­ma­tik, Lite­ra­tur, die Grund­la­gen des Rechts und isla­mi­sche Religionswissenschaften.

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Erst mit 20 Jahren konn­ten die besten Studen­ten in eine ange­se­hene Koran­schule wie die Medersa Ben Yous­sef wech­seln und an die Schul­aus­bil­dung ein Studium anschlies­sen. Dazu war eine Empfeh­lung ihres Lehrers notwen­dig und sie muss­ten einen Aufnah­me­test bestehen.

Die Kosten für die Ausbil­dung wurden vom Sultan getra­gen. In den Zimmern wurde gekocht, geges­sen und geschlafen.

Der Unter­richt fand in der Moschee nebenan statt. Einige Lehr­ver­an­stal­tun­gen fanden auch in der Medersa statt. Ebenso konn­ten die Studen­ten die Lehr­ver­an­stal­tun­gen in den ande­ren Moscheen der Stadt besu­chen. Einige der Lehrer waren sehr berühmt und die Schü­ler kamen von weit her, um an ihrem Unter­richt teil zu nehmen.

In den ersten Jahr­hun­der­ten der Koran­schu­len wurde vor allem die Reli­gion gelehrt. Später kamen die arabi­sche Spra­che und Fächer wie Philo­so­phie, Medi­zin, Mathe­ma­tik, Astro­no­mie, Geogra­phie, Physik und Chemie hinzu.

Einige Studen­ten besser­ten ihre finan­zi­elle Situa­tion auf, indem sie alte Texte oder Lehr­bü­cher kopier­ten. Die Biblio­the­ken befan­den sich an den Moscheen, nicht in der Medersa.

Die Ausbil­dung beruhte stark auf dem Auswen­dig­ler­nen und Zuhö­ren, weni­ger auf dem Selber praktizieren.

Vervoll­stän­digt wurde die Ausbil­dung durch eine Pilger­reise zu den heili­gen Städ­ten in den Ländern des nahen Ostens.

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Noch heute strahlt die Medersa eine Ruhe aus, bei der man sich gut vorstel­len kann, wie die Studen­ten im Schat­ten der Säulen saßen und den Lehr­stoff wieder­holt haben oder sich mit ihren Freun­den unter­hal­ten haben.

Ich finde es jeden­falls faszi­nie­rend, wie viel Wert in frühe­ren Zeiten auf eine ange­nehme räum­li­che Atmo­sphäre gelegt wurde, die den Daseins­grund des Gebäu­des so hervor­ra­gend unter­stützt hat und über die Jahr­hun­derte über­dau­ert hat.

Die Medersa Ben Yous­sef ist ein echtes orien­ta­li­sches Schmuckstück

Medersa Ben Youssef Info

Rue Assouel
Marrak­ech 40000, Maroc
www.medersabenyoussef.ma

Besuch der Medersa Ben Yous­sef mit lizen­zier­tem Guide*

Die Medersa ist täglich geöff­net von 9 – 19 Uhr. Der Eintritt kostet 50 Dirhams.

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