Die Medersa Ben Youssef in Marrakesch ist eine interessante Koranschule und gehört zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten der Stadt.

Medersa Ben Youssef: die alte Koranschule

Die Koran­schu­le Meder­sa Ben Yous­sef ist aus kunst­his­to­ri­scher Sicht eine der wich­tigs­ten Sehens­wür­dig­kei­ten des Lan­des. Aber auch wer sich nicht für Kunst oder Geschich­te inter­es­siert, soll­te der Meder­sa einen Besuch abstat­ten, denn der Innen­hof mit dem Was­ser­be­cken und das auf­wen­dig deko­rier­te Gebäu­de sind auf alle Fäl­le ein Augen­schmaus und hin­ter­las­sen blei­ben­de Impres­sio­nen. Neben dem Jar­din Majo­rel­le und den Souks mit dem Jemaa el Fna ist die Koran­schu­le die größ­te Sehens­wür­dig­keit der roten Stadt.

Für den Besuch der Meder­sa soll­te man min­des­tens eine Stun­de ein­pla­nen, denn es wäre scha­de, die kunst­vol­len Deko­ra­tio­nen nur im Vor­bei­ge­hen anzu­schau­en. Wer in Ruhe alles anschau­en will, soll­te mög­lichst mor­gens zur Öff­nungs­zeit parat stehen.

Das her­aus­ste­chen­de Merk­mal der Koran­schu­le ist der groß­zü­gi­ge Innen­hof mit dem Was­ser­be­cken und dem umlie­gen­den Säu­len­gang, deko­riert mit tra­di­tio­nel­ler Handwerkskunst.

Die Medersa Ben Youssef in Marrakesch ist eine interessante Koranschule und gehört zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten der Stadt.

Wenn Sie sich unsi­cher sind, ob Sie lie­ber den Bahia Palast oder die Meder­sa besich­ti­gen sol­len, wür­de ich für die Meder­sa plä­die­ren. Kunst­his­to­risch gese­hen ist die Meder­sa das schö­ne­re Bei­spiel isla­mi­scher Archi­tek­tur und die Besich­ti­gung geht auch schnel­ler, denn die Meder­sa ist klei­ner, hat aber die schö­ne­re Gesamt­kom­po­si­ti­on zu bie­ten. Der Bahia-Palast hin­ge­gen bie­tet einen üppig bepflanz­ten Gar­ten, der der Archi­tek­tur Kon­kur­renz macht.

Emp­feh­lungs-Links: Die mit Stern­chen (*) gekenn­zeich­ne­ten Links sind Emp­feh­lungs-Links, auch Affi­lia­te-Links genannt. Das bedeu­tet: Wenn Sie über einen sol­chen Link etwas kau­fen, bekom­men wir eine klei­ne Ver­mitt­lungs­pro­vi­si­on. Ihnen ent­ste­hen kei­ne Mehr­kos­ten, aber mit Ihrem Kauf hel­fen Sie uns, wei­ter­hin nütz­li­che Inhal­te für Rei­sen­de zu erstel­len. Viel Spaß mit unse­ren Geschich­ten und “Shu­kran” für Ihre Unterstützung!

Vom Riad Seloua­ne aus ist die Meder­sa zu Fuß in etwa 10 Minu­ten zu erreichen.

Der Ein­gang liegt ein wenig ver­steckt in den Gas­sen. Aller­dings wur­de im Zuge der Reno­vie­rungs­ar­bei­ten der letz­ten Jah­re auch die Umge­bung der Meder­sa auf­po­liert. Wenn Sie also in eine Gas­se mit schi­cker Holz­ver­klei­dung und ordent­lich aus­se­hen­dem Putz kom­men, sind Sie auf dem rich­ti­gen Weg.

Am Ein­gang zur Koran­schu­le kann man einen Gui­de enga­gie­ren. Lei­der wis­sen die marok­ka­ni­schen Füh­rer nur wenig Wis­sens­wer­tes zu berich­ten, die meis­ten haben die Stan­dard­sät­ze aus­wen­dig gelernt und kein fun­dier­tes Wis­sen über die kunst­ge­schicht­li­che Bedeu­tung der Medersa. 

Wer mehr wis­sen möch­te, kann einen geführ­ten Stadt­rund­gang* buchen, bei dem auch die Meder­sa besich­tigt wird. Meist ist auf die­sen Tou­ren Inter­es­san­te­res zu erfah­ren als mit den Gui­des vor Ort.

Auf­grund der Über­set­zung aus dem Ara­bi­schen wird die Meder­sa Ben Yous­sef auch Ben Yous­sef Madra­sa oder Mad­ras­sa genannt.

Geschichte der Medersa Ben Youssef

Die Dynas­tie der Almo­ra­vi­den, deren Ursprün­ge bei den Ber­bern im Hohen Atlas lie­gen, beherrsch­te im 12. Jh ein rie­si­ges Reich, das von Spa­ni­en über Alge­ri­en bis zum heu­ti­gen Sene­gal reich­te. 1062 grün­de­ten die Almo­ra­vi­den Mar­ra­kesch, das sie zu ihrer Haupt­stadt machten. 

Ali Ben Yous­sef, der zwei­te Almo­ra­vi­den-Sul­tan, erbau­te die Ben Yous­sef Moschee, die 1120 fer­tig gestellt wur­de. Er ließ auch die Stadt­mau­er erbau­en, die seit 1122 unver­än­dert die Stadt umschließt.

1147 erober­ten die Almo­ha­den die Stadt, zer­stör­ten sie fast kom­plett und bau­ten sie als ihre Haupt­stadt wie­der auf. 

1269 erober­te die Dynas­tie der Mer­ini­den Mar­ra­kesch und setz­te der Herr­schaft der Almo­ha­den ein Ende. 

Die Mer­ini­den woll­ten das Reich zu alter Grö­ße zurück­füh­ren und ver­leg­ten die Haupt­stadt von Mar­ra­kesch nach Fez. Um ihre Herr­schaft zu unter­mau­ern, lie­ßen sie über­all im Land Koran­schu­len errich­ten. Aller­dings wur­den die Mer­ini­den im Zuge der Rück­erobe­rung Spa­ni­ens durch die Euro­pä­er bedrängt und ver­lo­ren schließ­lich die Gebie­te in Europa.

Sul­tan Abu al-Hasan, schät­zungs­wei­se 1299 gebo­ren, war der 7te Meriniden-Sultan. 

Er wur­de auf­grund sei­ner dunk­len Haut­far­be auch der “Schwar­ze Sul­tan” genannt, denn sei­ne Mut­ter war eine äthio­pi­sche Sklavin.

Er war für sei­nen Kunst­sinn bekannt und begann ca. 1350 mit dem Bau der Koran­schu­le neben der bereits vor­han­de­nen Ben-Yous­sef-Moschee, die der Koran­schu­le ihren Namen gab.

Die Medersa Ben Youssef in Marrakesch ist eine interessante Koranschule und gehört zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten der Stadt.

Von die­sem frü­hen Gebäu­de ist aller­dings nichts mehr erhal­ten, denn schon in der Mit­te des 16. Jhs wur­de die Koran­schu­le kom­plett umgebaut.

Die Dynas­tie der Saa­dier, die ihre Her­kunft auf den Pro­phe­ten Moham­med zurück­füh­ren konn­te, war weni­ger dar­auf ange­wie­sen, durch Koran­schu­len ihre Legi­ti­ma­ti­on der Herr­schaft zu unter­strei­chen. Trotz­dem erbau­ten sie in Mar­ra­kesch, dass sie zu ihrer Haupt­stadt mach­ten, eine neue Koran­schu­le an Stel­le der bereits vorhandenen. 

Der Saa­dier-Sul­tan Abdal­lah al-Gha­lib, gebo­ren 1517, ließ ver­mut­lich kurz nach sei­ner Macht­über­nah­me mit dem Umbau der Meder­sa begin­nen. Laut einer Inschrift waren die Arbei­ten im Jahr 1565 abge­schlos­sen. Die im mer­ini­di­schen Stil fer­tig gestell­te Meder­sa Ben Yous­sef war die größ­te Koran­schu­le des Maghreb und konn­te bis zu 800 Schü­ler beherbergen. 

Die Meder­sa war bis ins 18. Jh in Betrieb und wur­de schließ­lich geschlos­sen und verlassen. 

Im 19. Jh wur­de sie vom Alaoui­ten-Sul­tan Mou­lay Hassan I reno­viert und wie­der als isla­mi­sche Schu­le eröff­net. Dar­auf­hin war die Koran­schu­le bis 1960 in Betrieb, bevor sie als Natio­na­les Monu­ment für den Tou­ris­mus frei­ge­ge­ben wurde.

2017 wur­de die Meder­sa Ben Yous­sef vom marok­ka­ni­schen Staat über­nom­men und 2022 nach vier­jäh­ri­ger Restau­rie­rung wie­der für das Publi­kum geöffnet.

Kunsthistorische Bedeutung

Die Meder­sa Ben Yous­sef ist eines der wich­tigs­ten Monu­men­te Marok­kos. Die außer­ge­wöhn­lich gut erhal­te­ne Koran­schu­le besticht durch rei­che Orna­men­tik, kunst­vol­le Flie­sen­mo­sai­ken und ver­zier­tes Schnitzwerk. 

Die Medersa Ben Youssef in Marrakesch ist eine interessante Koranschule und gehört zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten der Stadt.

Der Stil ist an die mer­ini­di­schen Meder­sen ange­lehnt, obwohl die Meder­sa zu Zei­ten der Saa­dier gebaut wurde. 

Gera­de im Ver­gleich zu den mau­ri­schen Bau­ten in Spa­ni­en ist die Meder­sa in wei­ten Tei­len im Ori­gi­nal­zu­stand erhal­ten und bie­tet ein umfas­sen­des Gesamt­bild isla­mi­scher Architektur.

Die fili­gra­nen Arbei­ten zeu­gen von einer unge­heu­ren Fin­ger­fer­tig­keit der marok­ka­ni­schen Kunsthandwerker.

Die Architektur

Der Grund­riss der Meder­sa umfasst ca. 40 x 43 m, was eine Grund­flä­che von ca. 1700 Qua­drat­me­ter ergibt.

Die Räum­lich­kei­ten grup­pie­ren sich um einen groß­zü­gi­gen Innen­hof mit einem fla­chen Was­ser­be­cken. Zu bei­den Sei­ten schlie­ßen sich die Schlaf­räu­me an, die jedoch kei­nen direk­ten Zugang zum Innen­hof haben.

Die Schlaf­räu­me sind um ins­ge­samt 6 Innen­hö­fe grup­piert, die Licht spen­den. Die Schlaf­räu­me sind unter­schied­lich groß.

Grundriss Medersa Ben Youssef Marrakesch.
Grund­riss Erdgeschoss

Die eine Stirn­sei­te besteht aus dem Ein­gang und einem Trep­pen­haus, die ande­re Stirn­sei­te beher­bergt den Gebets­raum. Die gan­ze Anla­ge ist sym­me­trisch angeordnet.

Der Innen­hof ist reich mit Flie­sen, Stuck und Holz­schnit­ze­rei­en ver­ziert, wäh­rend die Schlaf­räu­me schlicht und ein­fach sind. Der Gebets­raum ist mit Stuck und Mar­mor ver­ziert und weist eine gewal­ti­ge höl­zer­ne Kup­pel auf.

Der Eingang

Die Medersa Ben Youssef in Marrakesch ist eine interessante Koranschule und gehört zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten der Stadt.

Man betritt die Meder­sa durch ein beein­dru­cken­des Bron­ze-Tor in einer ruhi­gen Gas­se. Das Tor hat gigan­ti­sche Aus­mas­se. Nur zu leicht über­sieht man es, wenn am Ein­gang viel los sein sollte.

Das mas­si­ve Tor ist mit geo­me­tri­schen Mus­tern und fein zise­lier­ten Orna­men­ten geschmückt. 

Die Inschrift über dem Tor preist Sul­tan Abdal­lah als Erbau­er der Medersa.

Nach dem Ent­rich­ten des Ein­tritts­prei­ses geht man durch einen Gang zum zen­tra­len Trep­pen­haus. Die­ser lan­ge Gang ist ein wich­ti­ges Ele­ment in der isla­mi­schen Archi­tek­tur, denn er soll den Besu­cher in Demut ver­set­zen und dann ein Aha-Erleb­nis bei Errei­chen des eigent­li­chen Gebäu­des hervorrufen. 

Und es funk­tio­niert: Der Gang endet in einem Raum mit Trep­pen und einem gro­ßen Tor in den Innen­hof — und der Anblick des Innen­hofs ist wahr­lich ein Aha-Erlebnis!

Der ers­te Anblick ver­schlägt einem auf­grund der üppig deko­rier­ten Wän­de schier den Atem. Hier fühlt man sich wahr­haf­tig in der Zeit zurück­ver­setzt. Die tru­beli­ge Medi­na ist aus­sen vor geblie­ben und sofort ver­ges­sen, auch heu­te noch strahlt der Innen­hof eine fast medi­ta­ti­ve Ruhe aus. 

Die Medersa Ben Youssef in Marrakesch ist eine interessante Koranschule und gehört zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten der Stadt.

In das ca. 3x7 m gro­ße Was­ser­be­cken, das mit bun­ten marok­ka­ni­schen Flie­sen aus­ge­klei­det ist, spru­deln zwei klei­ne Was­ser­spei­er. Der Innen­hof ist mit wei­ßem Mar­mor aus dem Hohen Atlas gefliest.

Die Wän­de sind im unte­ren Bereich mit Flie­sen­mo­sai­ken belegt, dar­über ist bei­na­he jede freie Flä­che mit kunst­vol­len Stuck­ar­bei­ten ver­ziert. Den Abschluss bil­den pracht­vol­le Holz­schnit­ze­rei­en, die bis zu den Dach­bal­ken reichen.

Ein Säu­len­um­gang spen­det küh­len Schat­ten. Die ara­bi­schen Inschrif­ten zei­gen Ver­se aus dem Koran.

Der Gebetsraum

Auf der süd­li­chen Sei­te befin­det sich der Gebets­raum, der nicht betre­ten wer­den kann. 

Die Medersa Ben Youssef in Marrakesch ist eine interessante Koranschule und gehört zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten der Stadt.

Gro­ße Säu­len tren­nen den Raum in drei Teile. 

Eine mäch­ti­ge Kup­pel aus Zedern­holz über­spannt den Haupt­raum, dar­un­ter hängt ein beein­dru­cken­der Leuch­ter aus Bronze.

Unter der Kup­pel fin­den sich 24 Fens­ter mit bun­tem Glas­mo­sa­ik, die je nach Son­nen­stand bun­te Fle­cken in die Gebets­hal­le zaubern.

Mit­ten im Raum steht ein ver­zier­tes Mar­mor­be­cken, das als Wasch­be­cken dien­te. Gefer­tigt um das Jahr 1000 in Cor­do­ba, kam es nach dem Ver­lust der spa­ni­schen Gebie­te im 13. Jh. nach Marok­ko und wur­de seit­her in der Meder­sa Ben Yous­sef genutzt. 

Nach dem Ende der Lehr­tä­tig­keit stand es lan­ge Jah­re im Dar Si Said Muse­um und kam erst im Zuge der letz­ten Reno­vie­rungs­ar­bei­ten wie­der in die Koran­schu­le zurück.

Die Nische hin­ter dem Bas­sin, mih­rab genannt, zeigt die Him­mels­rich­tung für das Gebet an. 

Sie ist mit beson­ders schö­nem Stuck verziert.

Korans­uren zie­ren die Wand über der Nische.

Der Mar­mor der wei­ßen Säu­len stammt aus Ita­li­en. Car­ra­ra-Mar­mor war schon damals welt­be­rühmt und wur­de in wei­te Tei­le der Welt verkauft.

Die Medersa Ben Youssef in Marrakesch ist eine interessante Koranschule und gehört zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten der Stadt.
Riad Selouane ist ein liebevoll geführtes Gästehaus unter deutscher Leitung mit Top-Bewertungen und 6 Zimmern in bester Lage in der alten Medina - perfekt für Ihren Urlaub in Marrakesch.

Auf der Suche nach einem Hotel in Marrakesch?

Bes­te Lage in der Medi­na, Früh­stück inklu­si­ve, eine Oase der Ruhe inmit­ten der Souks: das Riad Seloua­ne ist die idea­le Adres­se für Ihren Städtetrip!

Das Kunsthandwerk

Das gan­ze Gebäu­de ist viel zu auf­wen­dig deko­riert, um mit einem kur­zen Blick alles zu erfas­sen. Las­sen Sie sich Zeit und bewun­dern Sie die kunst­fer­ti­gen Mosai­ken, Stuck­re­li­efs und Schnit­ze­rei­en. Solch ein Meis­ter­werk mau­ri­scher Bau­kunst gibt es nicht oft zu sehen!

Was müs­sen die dama­li­gen Hand­wer­ker für Künst­ler gewe­sen sein, um mit die­ser Akku­ra­tes­se und Fein­heit die Flie­sen zu behau­en, den Gips zu model­lie­ren oder die Bal­ken zu ver­zie­ren. Und das alles ohne moder­ne Hilfsmittel! 

Immer­hin muss man sich vor Augen füh­ren, dass der Groß­teil der hier zu bestau­nen­den Deko­ra­tio­nen fast 500 Jah­re alt ist!

Die Medersa Ben Youssef in Marrakesch ist eine interessante Koranschule und gehört zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten der Stadt. Dekorierter Stuck im Detail.
Die Medersa Ben Youssef in Marrakesch ist eine interessante Koranschule und gehört zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten der Stadt. Dekorierter Stuck im Detail.
Die Medersa Ben Youssef in Marrakesch ist eine interessante Koranschule und gehört zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten der Stadt. Dekorierter Stuck im Detail.

Die fein gear­bei­te­ten Reli­efs aus Stuck wer­den mit klei­nen Mes­sern in den feuch­ten Putz geschnitzt. Wer genau hin­sieht, kann die Gren­ze des so genann­ten Tag­werks ent­de­cken — das ist der Bereich, den der Künst­ler an einem Tag fer­tig gestellt hat, bevor er am nächs­ten Tag neu­en Putz auf­ge­tra­gen hat.

Der Stuck hat eine leicht rosa Far­be, da er aus dem Bereich Asni in der Nähe von Mar­ra­kesch stammt. Um in weis­ser zu machen, wur­de Mar­mor­pu­der dazu gemischt. 

Die Medersa Ben Youssef in Marrakesch ist eine interessante Koranschule und gehört zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten der Stadt.
Die Medersa Ben Youssef in Marrakesch ist eine interessante Koranschule und gehört zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten der Stadt.

Auch heu­te noch fin­den sich unter den marok­ka­ni­schen Hand­wer­kern Meis­ter ihres Fachs und ich bin immer wie­der begeis­tert, mit wel­cher Fin­ger­fer­tig­keit tra­di­tio­nel­le Arbeits­wei­sen noch heu­te ange­wandt werden.

Die gla­sier­ten Flie­sen wer­den Zelli­ge genannt und von Hand mit einem klei­nen Ham­mer in die pas­sen­de Form gehau­en. Die Mus­ter sind tra­di­tio­nell und wer­den noch heu­te genau so her­ge­stellt. Die Hand­wer­ker wis­sen genau, wel­che Form die Flie­sen haben müs­sen, um hin­ter­her auch kom­pli­zier­tes­te Mus­ter abzu­bil­den und es ist unglaub­lich, mit wel­cher Prä­zi­si­on sie die Flie­sen behau­en können.

Die Medersa Ben Youssef in Marrakesch ist eine interessante Koranschule und gehört zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten der Stadt.
Die Medersa Ben Youssef in Marrakesch ist eine interessante Koranschule und gehört zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten der Stadt.

Die Decken und Decken­bal­ken sind mit einer Mischung aus Reli­ef und Male­rei ver­ziert. Obwohl sie in vie­len Metern Höhe ange­bracht sind, wur­de nicht am Detail­reich­tum gespart. Man wünscht sich fast ein Fern­glas, um alles genau betrach­ten zu können!

Die Medersa Ben Youssef in Marrakesch ist eine interessante Koranschule und gehört zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten der Stadt.

Das ver­wen­de­te Holz für die Schnit­ze­rei­en und Dach­bal­ken stammt von den Zedern des Mitt­le­ren Atlas. 

Wer im Innen­hof den Blick nach oben rich­tet, kann in den Ecken des Innen­hofs schö­ne isla­mi­sche Gewöl­be entdecken.

Die­se muqar­nas, sog. Sta­lak­ti­ten-Gewöl­be sind typisch für die isla­mi­sche Archi­tek­tur und kom­pli­ziert anzufertigen.

Die Unterkünfte der Schüler

In den Sei­ten­flü­geln sind sowohl im Erd­ge­schoss als auch im Ober­ge­schoss die Räum­lich­kei­ten für die Schü­ler unter­ge­bracht. Lan­ge Flu­re füh­ren zu klei­nen Licht­hö­fen, um die klei­ne, kar­ge Zel­len ange­ord­net sind. 

Die Medersa Ben Youssef in Marrakesch ist eine interessante Koranschule und gehört zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten der Stadt.
Die Medersa Ben Youssef in Marrakesch ist eine interessante Koranschule und gehört zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten der Stadt.

Ins­ge­samt gibt es 130 sol­cher Zel­len. Man­che der Zel­len sind zwei­stö­ckig, man­che haben Fens­ter und alle waren anschei­nend von meh­re­ren Stu­den­ten bewohnt. 

Die Medersa Ben Youssef in Marrakesch ist eine interessante Koranschule und gehört zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten der Stadt.

Die Zel­len sind zweck­mä­ßig, klein und bie­ten wenig Platz für Möblie­rung. Viel mehr außer einer Schlaf­ge­le­gen­heit kann in den Zel­len nicht Platz gefun­den haben.

Von eini­gen Zel­len bie­tet sich ein schö­ner Blick in den Innenhof.

Eini­ge der groß­zü­gi­ge­ren Zel­len waren anschei­nend den Leh­rern vorbehalten. 

Der Waschraum

Im öst­li­chen Flü­gel fin­det sich im Erd­ge­schoss die alte Bade­an­la­ge, heu­te pas­sen­der­wei­se als Toi­let­ten­an­la­ge genutzt. 

Selbst wer das Stil­le Ört­chen nicht auf­su­chen muss, soll­te einen Blick hin­ein werfen.

4 schö­ne Säu­len umschlie­ßen ein Was­ser­be­cken in der Mit­te und man kann sich gut vor­stel­len, wie sich die Stu­den­ten hier frü­her gewa­schen haben.

Die Medersa Ben Youssef in Marrakesch ist eine interessante Koranschule und gehört zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten der Stadt.

Die Koranschule

Die Meder­sa ist gar nicht die eigent­li­che Schu­le, son­dern nur das Wohn­heim der Koran­schu­le. Die Stu­den­ten, die nicht aus Mar­ra­kesch stamm­ten, konn­ten hier woh­nen, um in der nahen Ben Yous­sef Moschee unter­rich­tet zu werden. 

Die Moscheen waren die eigent­li­chen Lehr­stät­ten und auch die Sul­tans­pa­läs­te wur­den für Lehr­ver­an­stal­tun­gen genutzt.

Die Medersa Ben Youssef in Marrakesch ist eine interessante Koranschule und gehört zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten der Stadt.

Gelehrt wur­de isla­mi­sche Theo­lo­gie und isla­mi­sche Rechts­wis­sen­schaf­ten. Angeb­lich sol­len über 800 Stu­den­ten an der Koran­schu­le stu­diert haben. 

Ein Schü­ler der Koran­schu­le wur­de als taleb bezeich­net. Wört­lich der Suchen­de, bezeich­ne­te die­ser Aus­druck einen Stu­den­ten der Religionswissenschaft.

Die Meder­sa nahm vor allem Jun­gen aus den Berei­chen des Hohen Atlas und der Gebie­te süd­lich davon auf. Meist hat­ten sie bereits ab dem 7ten Lebens­jahr den Koran aus­wen­dig gelernt. Dazu kam die ara­bi­sche Spra­che, denn die Men­schen in den Berg­re­gio­nen sind Ber­ber und spre­chen daher kein ara­bisch, son­dern berberisch.

Mit 10 Jah­ren war die Grund­aus­bil­dung in ihren Dör­fern abge­schlos­sen. Wer wei­ter ler­nen woll­te, wur­de in den grö­ße­ren Orten in spe­zi­el­len Schu­len unter­rich­tet. Die Aus­bil­dung umfass­te Gram­ma­tik, Lite­ra­tur, die Grund­la­gen des Rechts und isla­mi­sche Religionswissenschaften.

Lust auf einen Stadtrundgang in Marrakesch?

Bei unse­rem Part­ner GetY­our­Gui­de* fin­den Sie geführ­te Stadt­rund­gän­ge und Food-Tou­ren mit sym­pa­thi­schen ein­hei­mi­schen Gui­des, die Ihnen die ver­steck­ten Ecken der Medi­na zeigen.

Erst mit 20 Jah­ren konn­ten die bes­ten Stu­den­ten in eine ange­se­he­ne Koran­schu­le wie die Meder­sa Ben Yous­sef wech­seln und an die Schul­aus­bil­dung ein Stu­di­um anschlies­sen. Dazu war eine Emp­feh­lung ihres Leh­rers not­wen­dig und sie muss­ten einen Auf­nah­me­test bestehen.

Die Kos­ten für die Aus­bil­dung wur­den vom Sul­tan getra­gen. In den Zim­mern wur­de gekocht, geges­sen und geschlafen.

Der Unter­richt fand in der Moschee neben­an statt. Eini­ge Lehr­ver­an­stal­tun­gen fan­den auch in der Meder­sa statt. Eben­so konn­ten die Stu­den­ten die Lehr­ver­an­stal­tun­gen in den ande­ren Moscheen der Stadt besu­chen. Eini­ge der Leh­rer waren sehr berühmt und die Schü­ler kamen von weit her, um an ihrem Unter­richt teil zu nehmen.

In den ers­ten Jahr­hun­der­ten der Koran­schu­len wur­de vor allem die Reli­gi­on gelehrt. Spä­ter kamen die ara­bi­sche Spra­che und Fächer wie Phi­lo­so­phie, Medi­zin, Mathe­ma­tik, Astro­no­mie, Geo­gra­phie, Phy­sik und Che­mie hinzu.

Eini­ge Stu­den­ten bes­ser­ten ihre finan­zi­el­le Situa­ti­on auf, indem sie alte Tex­te oder Lehr­bü­cher kopier­ten. Die Biblio­the­ken befan­den sich an den Moscheen, nicht in der Medersa.

Die Aus­bil­dung beruh­te stark auf dem Aus­wen­dig­ler­nen und Zuhö­ren, weni­ger auf dem Sel­ber praktizieren.

Ver­voll­stän­digt wur­de die Aus­bil­dung durch eine Pil­ger­rei­se zu den hei­li­gen Städ­ten in den Län­dern des nahen Ostens.

olive twig light 200

Noch heu­te strahlt die Meder­sa eine Ruhe aus, bei der man sich gut vor­stel­len kann, wie die Stu­den­ten im Schat­ten der Säu­len saßen und den Lehr­stoff wie­der­holt haben oder sich mit ihren Freun­den unter­hal­ten haben. 

Ich fin­de es jeden­falls fas­zi­nie­rend, wie viel Wert in frü­he­ren Zei­ten auf eine ange­neh­me räum­li­che Atmo­sphä­re gelegt wur­de, die den Daseins­grund des Gebäu­des so her­vor­ra­gend unter­stützt hat und über die Jahr­hun­der­te über­dau­ert hat.

Die Medersa Ben Youssef ist ein echtes orientalisches Schmuckstück.

Medersa Ben Youssef

Rue Assouel
Mar­rak­ech 40000, Maroc
www.medersabenyoussef.ma

Die Meder­sa ist täg­lich geöff­net von 09 — 19 Uhr. Der Ein­tritt kos­tet 50 Dirhams. 

Sie suchen mehr Info über Marrakesch?

Besu­chen Sie unse­ren Rei­se­füh­rer, um mehr über die rote Stadt zu erfahren!

Marrakesh Travel Guide Riad Selouane

Nach oben scrollen